Ein Leben für die Pferde

„Als ich im Sommer 1969 das erste Mal nach Grönwohld kam, wusste ich sofort, dass dies der Hof war, den ich immer gesucht hatte. Hier wollte ich im Alter leben, Landwirtschaft betreiben und Pferde züchten - kurzum, meinen Jugendtraum verwirklichen.“ Pferde spielten im Leben von Otto Schulte-Frohlinde eine große Rolle - ganz besonders Donnerhall.

Die Familie Schulte-Frohlinde ist bäuerlicher Abstammung, ihre Wurzeln reichen bis in das 13. Jahrhundert zurück. Otto Schulte-Frohlinde wurde 1916 als dritter Sohn von vier Geschwistern auf dem elterlichen Bauernhof in Dortmund geboren. Nach dem Krieg hat er zunächst im Ruhrgebiet und dann in Berlin sein Unternehmen „Rex Mineralölgesellschaft Paul Ziegler & Co“ erfolgreich aufgebaut. Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit spielten die Pferde immer eine große Rolle und waren der Mittelpunkt seines Lebens.

Bis 1972 bekleidete Otto Schulte-Frohlinde verschiedene Posten als Vorsitzender des Berliner Landesverbandes der Reit- und Fahrvereine sowie im Springausschuss und im Vorstand des Deutschen Olympiakomitees (DOKR). Schon in den Sechziger Jahren hatte er Dressur- und Springpferde im Turniersport, u.a. im Beritt von Bubi und Maria Günther. Bubi Günther war der Entdecker und Ausbilder von Herbert Rehbein.

Warwick Rex und Gold in Montreal. Otto Schulte-Frohlinde und Alwin Schockemöhle verband eine ganz besondere reiterliche Partnerschaft, die in tiefer Freundschaft bis zu seinem Tod 1990 bestand. Die gemeinsamen Pferde trugen u.a. den Namen „Donald Rex, Rex the Robber und Warwick Rex“. Mit Warwick Rex gewann Alwin Schockemöhle 1976 die olympische Goldmedaille in der Einzelwertung in Montreal, auf dem schwersten Parcours, der jemals aufgebaut wurde.

Landwirtschaft und Pferdezucht. Auch die Liebe zur Landwirtschaft prägte Otto Schulte-Frohlindes Leben. 1964 kaufte er den landwirtschaftlichen Betrieb Artramon-Farm im Südosten Irlands. Seit 1990 ist die Farm im Besitz seiner Tochter Ulrike Walderdorff, die den Betrieb über die Jahre weiterentwickelt hat und bis heute bewirtschaftet.
1969 erwarb Otto Schulte-Frohlinde den Grönwohldhof, nordöstlich von Hamburg gelegen. Hier wollte er im Alter Landwirtschaft betreiben und sich einen Jugendtraum erfüllen ­– Pferdezüchten. Der Hof befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem absoluten „Dornröschenschlaf“. Sein Sohn Henrik übernahm die Aufgabe, diesen wieder auf die Beine zu stellen. Bis 1972 lebte man auf einer Großbaustelle.

Ein Mann ohne Ziel ist wie ein Pfeil ohne Spitze. Dieser Satz von Sitting Bull war einer der Leitsprüche von Otto Schulte-Frohlinde. Als er 1972 im Alter von 56 Jahren einen Schlaganfall erlitt und eine Rückkehr in das aktive Geschäftsleben Berlins aussichtslos war, setzte sich Otto Schulte-Frohlinde neue Ziele. Viel früher als geplant wurde Grönwohld zu seiner neuen Heimat.

Beginn einer Erfolgsgeschichte: Zum Glück konnte sich Otto Schulte-Frohlinde in dieser schwierigen Phase seines Lebens auf seine beiden Kinder Henrik und Ulrike verlassen. Seine Tochter wurde praktisch die rechte Hand ihres Vaters. Sohn Henrik, der wusste, welche Bedeutung die Pferde im Leben seines Vaters hatten, entwarf nunmehr für ihn eine Reitanlage, die ganz auf die Bedürfnisse des Vaters zugeschnitten war. Der gläserne Giebel der Reithalle wurde das Markenzeichen der Anlage und im Frühjahr 1974 fand der erste Spatenstich statt. Während dieser Zeit übernahm Otto Schulte-Frohlinde den Hamburger Stall Greif von Karin Schlüter mit dem berühmten Liostro und dem Ehepaar Herbert und Karin Rehbein. Die Rechnung ging letztlich auf, der Vater kam zu Kräften und Grönwohldhof entwickelte sich im Laufe der Jahre zum weltberühmten Reitzentrum.

Zucht und Dressur mit Donnerhall. Mit dem Oldenburger Dressurhengst (geb. 1981) als Zugpferd, der Dank seiner großartigen Vererbungseigenschaften schon zu Lebzeiten als Legende galt, wurde auf dem Grönwohldhof Mitte der 80 er Jahre eine Besamungsstation eröffnet, die 1990 als erste deutsche Anlage die EU Anerkennung erhält. Das Gestüt galt weltweit als Mekka in Sachen Zucht und Ausbildung. Binnen weniger Jahre wurde es die führende Adresse in der Dressurausbildung und dies konnte nur gelingen mit einem genialen Ausbilder wie Herbert Rehbein, der leider schon mit 50 Jahren 1997 verstarb.
Nach dem Tod von Donnerhall im Jahre 2002, wurde es ruhiger auf Grönwohldhof. Im Jahre 2012 verkaufte Henrik Schulte-Frohlinde die Reitanlage an Manfred von Allwörden, der ein erfolgreicher Züchter von Holsteiner Springpferden ist. Mit ihm wird ein neues Kapitel auf Grönwohldhof geschrieben.